Aus aktuellem Anlass zur Veröffentlichung des neuen, Familienberichts der vom Bundesfamilienministerium beauftragten Sachverständigenkommission möchte ich hier heute auf die Situation von Alleinerziehenden, insbesondere von alleinerziehenden Vätern eingehen.

Denn die jüngste Studie der Expertenkommission zur Lage Alleinerziehender (PDF) hat einmal mehr bestätigt, was viele Betroffene längst wissen: Alleinerziehende haben ein erhöhtes Armutsrisiko!

Doch während in der öffentlichen Debatte meist die Situation von Müttern im Fokus steht, wird oft übersehen, dass auch alleinerziehende Väter oft ebenso wirtschaftlich benachteiligt sind.

Alleinerziehend & arm?

Lange galt das Bild der alleinerziehenden Mutter, die finanziell kaum über die Runden kommt, als die klassische Darstellung der Problematik. Tatsächlich sind 82 Prozent aller Alleinerziehenden Frauen, und viele kämpfen mit prekären Arbeitsverhältnissen oder unzureichenden Unterhaltszahlungen. Doch es gibt auch eine andere Realität: Immer mehr Männer ziehen ihre Kinder allein groß – und stehen dabei vor ähnlichen Herausforderungen. 

Laut der Studie sind rund 18 Prozent der Alleinerziehenden Männer. Ein Teil von ihnen gehört zwar zu den Besserverdienenden, doch das täuscht über die eigentlichen Probleme hinweg: 5,6 Prozent der alleinerziehenden Väter müssen mit weniger als 1.500 Euro im Monat auskommen. Das klingt erst einmal nach einer kleinen Gruppe, doch in absoluten Zahlen betrifft das Zehntausende Familien in Deutschland.

Das Hauptproblem vieler alleinerziehender liegt in der Arbeitswelt. Während Mütter oft in Teilzeit arbeiten, sind viele Väter weiterhin voll erwerbstätig – was häufig auch nötig ist, um die Familie über Wasser zu halten. Doch das ist leichter gesagt als getan:

  • Fehlende Betreuungsangebote – machen es für viele Alleinerziehende schwer, eine gut bezahlte Vollzeitstelle mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren.
  • Lohnunterschiede – Männer in schlecht bezahlten Berufen oder mit unsicheren Beschäftigungsverhältnissen haben oft nicht die Möglichkeit, finanziell stabile Verhältnisse für sich und ihre Kinder zu schaffen.
  • Steuersystem & Sozialleistungen – sind hierzulande nach wie vor auf das traditionelle Familienmodell ausgerichtet. Alleinerziehende, egal ob Mann oder Frau, profitieren kaum von steuerlichen Entlastungen oder familienpolitischen Maßnahmen.

Wo bleibt die Unterstützung? 

Die Expertenkommission der Bundesregierung fordert mehr Unterstützung für Alleinerziehende – unabhängig vom Geschlecht. Dazu gehören nicht nur bessere steuerliche Entlastungen und eine gerechtere Verteilung der Sozialleistungen, sondern auch eine Anpassung der Arbeitswelt: flexiblere Arbeitszeiten, bessere und verlässliche Betreuungsmöglichkeiten und eine stärkere Anerkennung von Erziehungsleistungen in der Rentenberechnung.

Doch bis die Forderungen der Expertenkommission Realität, wenn überhaupt sind Alleinerziehende in Deutschland auf sich selbst gestellt. So bleibt es bis dahin für viele alleinerziehende Väter ein Balanceakt zwischen Beruf, Kinderbetreuung und finanzieller Unsicherheit eine tägliche Herausforderung. Es wird Zeit, dass sich die gesellschaftliche Debatte in Deutschland nicht nur auf die Mütter konzentriert, sondern alle Alleinerziehenden gleichermaßen in den Blick nimmt.

Das der gesellschaftliche Umgang mit Alleinerziehenden besser geht, zeigen der Blick über die Landesgrenze hinaus. Die nordischen Staaten wie Schweden, Dänemark und Norwegen sind echt vorbildlich, wenn es darum geht, Alleinerziehende zu unterstützen. Die Länder haben eine super ausgebaute Kinderbetreuung und auch Ganztagsangebote in der Schule. Das macht es für Alleinerziehende viel leichter, Job und Familie unter einen Hut zu bringen. 

Mein Fazit: 

Insgesamt zeigt der 10. Familienbericht der Sachverständigenkommission eindringlich, dass die Herausforderungen für Alleinerziehende in Deutschland, ernster genommen werden müssen. Während die öffentliche Wahrnehmung oft auf die finanziellen und sozialen Schwierigkeiten von alleinerziehenden Müttern fokussiert ist, wird die Situation der alleinerziehender Väter häufig übersehen. Die Studie belegt, dass auch Männer, die allein für ihre Kinder sorgen, mit einem erhöhten Armutsrisiko und gesundheitlichen Risiken konfrontiert sind. 

Ein Blick auf die nordischen Länder zeigt, dass es auch anders geht: Dort wird durch umfassende Betreuungsangebote und familienfreundliche Arbeitsbedingungen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht. Es ist an der Zeit, dass Deutschland diesem Beispiel folgt und die gesellschaftliche Debatte erweitert, um alleinerziehende Eltern unabhängig von ihrem Geschlecht gleichwertig zu unterstützen. Nur so kann eine gerechtere und solidarischere Gesellschaft für alle Familienformen geschaffen werden.

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